"Mariazeller-Messe" - Aufgabe glänzend gemeistert

 

In der Projektreihe Wort und Musik hat der Kirchenchor am Cäcilienfest 2016 die Missa Cellensis in C-Dur, bekannt als "Mariazeller-Messe" von Joseph Haydn aufgeführt. Richard Pürro setzte damit einen fulminanten Schlusspunkt als Chor- und Orchesterleiter.

 

Die Mariazeller-Messe ist eine der schönsten Messen, die Joseph Haydn komponierte. Sie entstand 1782. Auffallend sind die fugierten Teile am Schluss des Gloria, Credo und Agnus Dei. Es war eine wunderschöne Aufgabe für den Chor, dieses herrliche Werk aufzuführen, eine Sternstunde in der Kirchenmusik.

 

Kyrie.mp3
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Primus Camenzind
in Obwaldner Zeitung vom Dienstag, 22. November 2016

«Dieses Werk von Joseph Haydn ist eine grosse Herausforderung für alle», erklärte Richard Pürro unserer Zeitung nach der Aufführung im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes. Nach 35 Jahren tritt er als Leiter des Kirchenchors Sarnen per Ende Jahr zurück. Die Gesamtleitung von grossen Orchestermessen wie die «Missa Cellensis in C-Dur» dürfte nach der letzten Aufführung an Weihnachten für den 65-Jährigen der Vergangenheit angehören.

«Diese Messe braucht gute Sopran- und Tenorstimmen, weil sie in C-Dur komponiert ist und hohe Lagen beinhaltet», gab Pürro zu verstehen. «Dass wir sie in meiner Zeit nur einmal aufgeführt haben, hat mit Raumnot zu tun. Vor 28 Jahren waren wir auf der Orgelempore, und diese platzte aus allen Nähten.» Der Chorleiter betonte ausserdem, dass seine Sängerinnen und Sänger Messen von Haydn und Mozart immer sehr gerne sangen. «In diesem Sinne ist die Mariazellermesse nicht nur sehr festlich und attraktiv, sondern im Chor und Orchester auch äusserst beliebt.»

Von Festlichkeit, Lob und Huldigung geprägt

Joseph Haydn (1732–1809) schrieb die «Missa Cellensis» im Jahre 1782 als achte derartige Komposition. Wie der Beiname sagt, widmete der «Wiener Klassiker» sein Werk dem Wallfahrtsort Mariazell in der österreichischen Steiermark. Im Vergleich zu seinen späteren Messen ist ihr Aufbau traditionell. Neu ist allerdings die schon fast symphonisch anmutende Einleitung am Anfang des Kyrie. Aus den tiefen Lagen im Chor und im Orchester erhoben sich die überzeugenden Solistinnen Hilda Joos (Sopran) und Johanna Ganz (Alt). Festlichkeit, Lob und Huldigung prägten in der Folge nicht nur das Gloria, sondern sämtliche Sätze dieser Orchestermesse. Die anspruchsvollen Fugen im Gloria, Credo und Agnus Dei zeugten von einer sorgfältigen Vorbereitung. Es sind mehrstimmige und zeitlich versetzte Stimmfolgen, welche der Klarheit wegen sehr rhythmisch eingeübt werden müssen.

 

Chor, Orchester und Solisten boten echten Hörgenuss

Mit ihrer aussergewöhnlich grossen Orchesterbesetzung und einer Aufführungsdauer von etwa einer Stunde ist die Komposition die längste und umfangreichste Messe Haydns. Dazu der Dirigent: «Die Dominanz des Chors und die reiche Instrumentierung des Orchesters sind für die Sänger und Musiker nicht nur herausfordernd, sondern auch reizvoll, denn es kommen alle zur Geltung.» Chor und Orchester wirkten kompakt – was in sakralen Räumen mit ihrem Nachhall keine Selbstverständlichkeit ist. Und über allen positiven Eigenschaften müssen schliesslich die Solisten stehen. Das war sowohl bei Gerhard Durrer (Bass) und bei Armin Würsch (Tenor) der Fall. Sie stellten ihre stimmliche Ausdruckskraft beispielsweise im Credo eindrücklich unter Beweis.

Während das kurze Sanctus zu Beginn mit Andacht und Innigkeit den kirchlichen Raum erfüllte, um dann in einen lebendigen Dreivierteltakt überzuleiten, bot das Benedictus den Gesangssolisten die Gelegenheit, als zwei Duette und im Quartett ihren ausgewogenen Klangkörper zum Ausdruck zu bringen. Schlussendlich brachte das Agnus Dei nochmals deutlich zum Ausdruck, dass Haydn seine Mariazellermesse durch kompositorische Kontraste und Abwechslung geprägt hat. Die finale Fuge setzte dementsprechend einen fulminanten Schlusspunkt unter das populäre Werk.

An diesem Christ-König-Sonntag, der dem Cäcilienfest – dem Fest der Kirchenchöre – zwei Tage vorausgeht, sind die Kirchgänger in Sarnen um einen echten Hörgenuss reicher geworden."